Donnerstag, 15. Januar 2015

Mehrere Stern-Gerlach-Messungen hintereinander

Starte das Applet https://phet.colorado.edu/sims/stern-gerlach/stern-gerlach_de.html
  1. Miss mit einem Magneten in vertikaler Stellung (0°), erst mit langsamem "Dauerbeschuss", dann schneller. Wie sieht die Statistik aus?
  2. Wiederhole mit einem anderen Winkel, z.B. 45° oder 90°.
  3. Miss mit zwei Magneten
    (a) beide parallel (0° und 0°)
    (b) leicht verdreht zueinander (0° und 45°, oder 0° und 30°, oder 0° und 60°)
    (c) orthogonal zueinander (0° und 90°)
    Notiere die Statistik am zweiten Magneten.
    Wie orientiert kommen die Atome aus dem ersten Magneten? Was heißt das für die Orientierung, wenn sie in den zweiten Magneten fliegen?
  4. Miss mit drei Magneten (0° - 90° - 0°)
    Vergleiche die Statistik an Magnet 1 und 3 (beide in Stellung 0°) mit den Statistiken in 3(a).

Stern-Gerlach-Versuch

(auch hier wieder Anlehnung an Wikipedia)
Ein Strahl von (elektrisch neutralen) Silberatomen durchfliegt im Vakuum den Spalt zwischen den Polschuhen eines Magneten. Der eine Polschuh hat die Form einer zum Strahl parallelen Schneide, der andere die einer flachen Rinne; das Magnetfeld ist dadurch in Richtung quer zum Strahl stark inhomogen. Auf einer Glasplatte schlägt sich das Silber nieder. Es werden zwei voneinander getrennte Flecke gefunden, das heißt, das Magnetfeld spaltet den Strahl in zwei getrennte Teilstrahlen auf.

Das Silberatom hat ein magnetisches Dipolmoment bestimmter Größe, auf das im inhomogenen Feld eine Kraft wirkt, die es von seiner geradlinigen Bahn ablenkt.

Grundsätzlich wird das magnetische Moment eines Atoms von der Gesamtheit der Bahndrehimpulse sowie der Spins (Eigendrehimpulse) aller seiner Elektronen gebildet. Die Kreis- oder Drehbewegung der geladenen Elektronen erzeugt einen kleinen Magnetdipol - d.h. ein magnetisches Moment - wie ein Strom in einer Leiterschleife.

Stern und Gerlach maßen 1922 einen Betrag des Drehimpulses von h/(4 pi). Die Bahndrehimpulse können nach dem Atommodell von Bohr nur ganzzahlige Vielfache l*h/(2 pi) sein, und hier erhielten sie nur die Hälfte davon. Die Erklärung kam 1925: Der Eigendrehimpuls oder Spin des Elektrons, den man sich wie die Drehbewegung eines Kreisels vorstellen kann. Er hat den Betrag h/(4 pi).

Im Silberatom trägt nur das 5s-Elektron zum magnetischen Moment bei, denn alle anderen Elektronen bilden abgeschlossene Schalen mit Drehimpuls Null. Das 5s-Elektron hat die Bahndrehimpulsquantenzahl (es besitzt keinen Bahndrehimpuls). Der Gesamtdrehimpuls besteht also nur aus dem Spin dieses einen Elektrons, und das ganze Silberatom verhält sich wie ein einzelnes Spin-1/2-Teilchen. Im Unterschied zum Elektron ist es allerdings elektrisch neutral, kann also durch die im Magnetfeld herrschende Lorentzkraft oder durch elektrische Störfelder nicht abgelenkt werden.




Dienstag, 13. Januar 2015

Wechselwirkungsfreie Quantenmessung (Elitzur-Vaidman-Zeilinger)


In der makroskopischen und „traditionellen“ mikroskopischen Welt verursacht jede Messung eine Störung des beobachteten Zustands. Jedoch erlauben Quanteneffekte in der mikroskopischen Welt der Quanten, Objekte erkennen zu können, ohne diese auch nur einem einzigen Lichtquant aussetzen zu müssen. Dadurch wird das zu messende Objekt nicht verändert. Dieser Vorgang wird als wechselwirkungsfreie Quantenmessung bezeichnet.

Sie wurde zuerst 1993 in einem Gedankenexperiment von Avshalom Elitzur und Lev Vaidman vorgeschlagen und experimentell 1994 von einer Gruppe um Anton Zeilinger erstmals demonstriert.
Ein klassisches Gedankenexperiment findet sich bereits in der griechischen Mythologie. Hier stand Perseus vor der Aufgabe Medusa zu töten. Das Problem dabei war, dass jeder, der Medusa ansah, zu Stein erstarrte. Mit geschlossenen Augen war es einem Angreifer kaum möglich Medusa zu lokalisieren. Perseus löste dieses Problem, indem er Medusa seinen glänzenden Schild vorhielt, sodass Medusa sich selbst sah und erstarrte. Mit wechselwirkungsfreier Quantenmessung hätte Perseus feststellen können, wo Medusa steht, ohne ein Photon bei ihr vorbeizuschicke, also ohne sie anzusehen.

Elitzur und Vaidman (Universität Tel Aviv) haben sich in ihrem Gedankenexperiment eine Bombe vorgestellt, die beim Auftreffen eines einzigen Photons explodiert. Es gelang ihnen, eine Methode zu entwickeln, die in der Hälfte aller Messungen wechselwirkungsfrei ist. Man kann also eine Bombe erkennen, ohne dass sie von einem Photon getroffen also "gesehen" wird. Die Versuchsanordnung wird auch als Knallertest oder Bombentest bezeichnet.

Dabei durchläuft das Photon ein Mach-Zehnder-Interferometer. Dabei wird der Photonenstrahl eines Lasers mit Hilfe eines halbdurchlässigen Spiegels in zwei Strahlen aufgeteilt. Über zwei Umlenkspiegel treffen die beiden Strahlen anschließend wieder in einem weiteren halbdurchlässigen Spiegel zusammen. Beide Wege sind gleich lang, aber bei den Reflexionen treten Phasensprünge so auf, dass nur bei einem der beiden Ausgänge zu den Detektoren konstruktive Interferenz auftritt, beim Anderen dagegen destruktive. Nur in einem der beiden Detektoren werden die von der Quelle ausgesandten Photonen registriert, der Andere bleibt immer "stumm".
Wenn nun ein Hindernis im oberen Weg ist, dann trifft der Strahl nicht auf den anderen und man erhält keine Interferenz. Der von unten kommende Strahl wird einfach geteilt und beide Detektoren erhalten jeweils die halbe Intensität.
Ihr könnt das Experiment von Elitzur, Vaidman und Zeilinger in einer  Simulation von Franz Embacher (Wien) nachspielen.:
  • Klickt zunächst auf die Knöpfe bei "Strahlengänge". Ihr seht nun die beiden Graphiken von oben nochmal in etwas anderer Form.
  • Die Knöpfe "Klassische Theorie" zeigen einen Wellenzug, der sich aufteilt und dann beim Zusammentreffen interferiert. Liegt ein Hindernis im Weg, wird der eine Wellenzug weggestreut und der adere teilt sich am zweiten Strahlteiler auf in gleich starke Teile.
  • Unter Quantentheorie sieht man ein Photon, dessen Weg man im Interferometer nicht kennt (dargestellt durch das Fragezeichen) und das man in den Detektoren registrieren kann.
    Klicke je 40-mal auf die Knöpfe "Photon" und "mit Hindernis" und zähle die Treffer der Detektoren und wie oft das Photon am Hindernis gestreut wird.
Die Gruppe von Anton Zeiliinger (Innsbruck) hat dieses Experiment durchgeführt. Im Gedankenexperiment von Elitzur  und Vaidman geht es darum, mit dieser Vorrichtung scharfe Bomben von Blindgängern zu unterscheiden.
  • Blindgänger beeinflussen das Photon nicht, und man erhält die gleiche Messung wie ohne Hindernis (Button "Photon"). Überprüfe das in der Simulation mit mehreren Klicks auf "Blindgänger"
  • Was ist anders, wenn eine scharfe Bombe im Weg ist? Klicke 40-mal auf "scharfe Bombe" und zähle die Ergebnisse (Explosion, Detektor oben, Detektor rechts)
    Angenommen, du weißt nicht ob eine Bombe scharf oder Blindgänger ist. In welchen Fällen hast du eine scharfe Bombe identifiziert, in welchen Fällen sogar ohne sie zu zerstören, in welchen Fällen kannst du sie nicht vom Blindgänger unterscheiden? Zähle, wie viele Bomben von den 40 Versuchen auf diese Weise gerettet werden.
Eine etwas ausführlichere Beschreibung findet man in den Abschnitten 5 bis 7 auf der Seite http://homepage.univie.ac.at/franz.embacher/MERLIN_MPI/konzept.htm